Die Imker in Harheim
Ein Betrieb mit 150.000 Mitarbeitern in Harheim? Warum nicht?
Tag der offenen Tür bei einem Harheimer Betrieb mit 150.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern? Nein, Sie haben nicht falsch gelesen! Rund 40 interessierte Bürger strömen an einem sonnigen Samstag auf die Wiese hinter dem Friedhof. Hier stehen unauffällig einige unscheinbare grüne Kästen im hohen Gras. Wer genau lauscht, wird ein liebliches, leises Summen hören. Nämlich das Summen von etwa 150.000 Bienen, die dort bienenfleißig ihren Beitrag zu einem blühenden Wirtschaftsleben bringen.
Das wichtigste von Bienen erzeugte Produkt? Jeder denkt natürlich zuerst an Honig – liegt aber damit falsch. Die bedeutendste Leistung der Bienen ist die Bestäubung. Der volkswirtschaftliche Nutzen der Bestäubungsleistung übersteigt den Wert der Honigproduktion um das 10- bis 15-fache. Das sind rund 2 Milliarden Euro jährlich in Deutschland. Anke Schumacher, Chefin über die Bienenvölker, Hobbyimkerin und gleichzeitig stellvertretende Vorstizende unseres Vereins, erwähnt es nur im Nebensatz. „Gibt es keine Bienen mehr, müssen Blüten von Hand bestäubt werden…“. So wie es teilweise in der chinesischen Region Sichuan schon erforderlich ist, wo fast alle Insekten durch Pestizide getötet wurden. Man wollte ja nur Schädlinge bekämpfen. Aber die Bienen hat man eben mit den Insektiziden mit erwischt. Dumm gelaufen. Noch können die Zuhörer froh sein, dass es nur in China passiert ist. Aber hier bei uns hat man ja auch schon Schlimmes über das Bienen- und Insektensterben gehört.
Darüber hinaus erfahren die neugierigen Bieneninteressenten allerlei erstaunliches und interessantes. Über das Gewicht einer Biene (0,1 Gramm), über die politische Organisation des Staates (Monarchie mit einer Königin an der Spitze) und über das kurze und tragische Leben der „Drohnen“ – das sind die männlichen Bienen. Die männlichen Bienen haben im Gegensatz der weiblichen keinen Stacheln und ihre einzige Lebensaufgabe besteht in der Befruchtung der Königin. Die männlichen menschlichen Zuhörer schmunzeln noch. Aber wenn die Geschlechtsgenossen bei den Bienen die Aufgabe der Befruchtung geschafft haben, sterben sie. Haben sie diese Aufgabe nicht geschafft, sterben sie auch, aber etwa 30 bis 40 Tage später. Dann werden sie definitiv nicht mehr gebraucht und die Bienen verwehren ihnen den Zutritt zum Bienenstock und zu Futter. Die meiste Zeit ist das Bienenvolk also eine reine Frauenwirtschaft. Einige Zuhörer stöhnen gequält auf. Wie kann die Natur gegenüber Männern nur so grausam sein!
Und dann zieht sich Anke Schumacher ihre Imkerinnen-Schutzkleidung über, denn auch bei vorsichtigstem Umgang könnte mal ein Bienchen eingeklemmt werden und sich mit ihrem Stachel wehren. Vorsichtig öffnet die Hobbyimkerin die Bienenbeute und zieht ein Wabenrähmchen heraus. Dutzende fleißiger Bienen lassen sich an diesem Samstagmorgen nicht weiter stören, als sie aus respektvollem Abstand von der Gattung Mensch eingehend bei der Arbeit betrachtet werden.